„Hoschemer Käs“ war in aller Munde

KäsdöbbeSo wurde der berühmte Hoschemer Käs per Hand geformt, erläutern Dick Melters (rechts) und Karl-Heinz Bischoff an der schmucken Stele am Römerplatz.
Spezialität war über Stadtteil hinaus bekannt – Denkmal am „Römerplatz“ Es zeugt von einem gesunden Selbstbewusstsein, wenn ein streng riechender Käse das Wahrzeichen eines Stadtteils ist und diesem sogar noch ein Denkmal errichtet wird. Was den Metternichern ihre Eule und den Arenbergern ihr Roter Hahn, ist den Horchheimern ihr Käs“. Die Antwort auf die Frage „Warum eigentlich und wieso erhielt er sogar ein Denkmal?“ fällt dem „Hoschemer Jung“ und Urkarnevalisten Hans-Gerd – besser bekannt als „Dick“ – Melters natürlich leicht: „Zum Wein schmeckt einfach Käse am besten.“ Und da Horchheim bis in die 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts von Weinbau und Landwirtschaft geprägt war, wurden so gut wie in jedem Haushalt die kleinen Köstlichkeiten aus Kuhmilch zu charakteristischen Spitzkegeln geformt. Allerdings nicht nur zum eigenen Verzehr. Denn der „Hollers Garten“, auf dem sich heute das Gelände der Schützengesellschaft befindet, war bis in die späten 30er-Jahre ein beliebtes Ausflugsziel – vor allem für die direkten Nachbarn der rechten Rheinseite, aber auch für die vornehme Gesellschaft aus Bad Ems. „Über die Denzer Heide und entlang der Lahn kamen die Droschken hierhin zu ,Hollers Garten‘, der zwischen Emser Straße und Rhein bewirtschaftet wurde“, berichtet Melters. Das Hotel Holler war eines von vier Hotels im Umkreis von nur 50 Metern und hatte einen Gartenausschank. „Die Bedienung musste ein Tablett mit Getränken rund 200 Meter in Richtung Rhein balancieren und dabei ein Drehkreuz passieren. Immerhin gab es dort rund 100 Sitzplätze.“ Und zum Wein aus Horchheim wurde eben auch der berühmte Käse genossen. Wie wurde er denn hergestellt? „Aus Kuhmilch mit Lab. Dann wurde er drei bis vier Tage stehen gelassen, abgetropft und mit Pfeffer, Salz und Kümmel per Hand zu Spitzkegeln geformt, bevor es ins ,Käsedöbbe‘ aus Höhr ging. Nach acht bis zehn Reifetagen bekam der Käse eine sämige äußere Schicht“, erklärt Melters. Doch nicht nur das: „Durch den Reifeprozess kam es zu einer gewissen stärkeren Ausdünstung“, beschreibt er grinsend den nicht nur wegen seines Geschmacks bekannten Käse. „Wenn ein Horchheimer nach Lahnstein oder in die Stadt kam, hörte er oft: ,Stinkt et häi net noh Käs“?‘ Das war der Grund für so manche tätliche Auseinandersetzung.“ Nichtsdestotrotz sind die Horchheimer so stolz auf ihren Käse, dass sie ihm vor neun Jahren sogar auf Initiative des Ortsrings ein Denkmal gesetzt haben. Die vom Horchheimer Künstler Josef Welling geschaffene Stele ziert seitdem den „Römerplatz“ und zeigt in ziselierten Szenen die Käseherstellung und die Arbeit im Wingert. Um den nicht unerheblichen Betrag für die Stele, zu der Melters die Idee hatte, aufbringen zu können, wurden fünf „Käsfeste“ veranstaltet. Klar, dass es dazu auch jeweils rund 400 „Hoschemer Käs“ gab. „Als Basis haben wir Schichtkäse genommen. Der kam aber an das Original nicht heran“, erinnert sich Melters. Sogar das Ordnungsamt interessierte sich für die Horchheimer Spezialität. Aber da Melters als damaliger Gastwirt einen Gesundheitspass vorlegen konnte und das Landesveterinäruntersuchungsamt nichts zu beanstanden hatte, hinterließ diese Geschichte lediglich ein Schmunzeln.
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