Warum die Horchheimer den Kopf von Willi Hörter recyclen
Vor 50 Jahren wurde der HCV gegründet – Urwüchsiger Karneval mit Käs`
KOBLENZ. Es war einmal ein Lahnsteiner, der „fremd ging“ – so könnte die Chronik des Horchheimer Carneval-Vereins (HCV) beginnen. 1952 war es, als Hans Kalkofen, Präsident der Lahnsteiner „Baareschesser“, dort sein Amt niederlegte und die Horchheimer ihn mit offenen Armen empfingen.
Schon im ersten Jahr gab`s eine Sitzung: am Rosenmontag, direkt nach dem Umzug! „Das hat man aber nur zwei, drei Jahre durchgehalten“, lacht Hans-Gerd „Dick“ Melters, 18 Jahre lang Präsident des HCV und seit 37 Jahren im Vorstand. „Denn man musste die angetrunkenen Redner einzeln von der Straße aufsammeln und auf die Bühne schicken.“
Erster Star des HCV war „Köbes Goldberg“ („Neulich“). Unvergessen bleiben auch Hans Nobel mit seinen „Koblenzer Kostbarkeiten“, Karl Wörsdörfer (als Oberst „Itzeblitz“ mit gehackten Zack-Zack-Kurzreimen), Heinz Grindel und Alfred Ries, der charmante Plauderer.
Heute hat der HCV rund 240 Mitglieder. Viele kommen auch aus anderen Koblenzer Stadtteilen, wie z.B. Karl Rosenbaum aus Lahnstein. Dort befindet sich auch das Vereinsheim: beim Ersten Vorsitzenden Karlheinz Bischoff im Keller.
Eine wahre Fundgrube: An den Wänden hängen Bilder aus 50 Jahren, gewonnene Pokale zieren Vitrinen und zu jedem Erinnerungsstück gibt`s eine passende Geschichte.
Berühmt wurde z.B. der „Hörter-Kopp“: In den 70ern gebaut, als der HCV berühmt für seine Wagenbau-Künste war, karikierten die Hoschemer die Idee einer Seilbahn vom Eck auf die Festung. Der dafür verwendete Kopf von Willi Hörter war dermaßen gelungen, dass er in den folgenden Jahren mehrmals recycelt wurde und sogar als Bütt diente. . .
Apropos berühmt: Was wäre der HCV ohne sein herausragendes Ballett (sogar 3. Platz bei den Europameisterschaften!) und die beliebten Motto-Sitzungen? Man sieht: In Hoschem sind die Narren auch nach 50 Jahren noch kreativ und aktiv. Ahle Hau!
Michael Defrancesco
Erschienen am 15.01.2003 in der Rhein-Zeitung