Vereinsgeschichte
- Vorgeschichte:
Die Lebenslustigkeit der Horchheimer Bürger vererbt sich von Generation zu Generation. Erinnern wir uns an die Zeit vor dem Kriege, wo in allen Sälen des Ortes an den Fastnachtstagen großes Maskentreiben herrschte. Stierkämpfe und Fußballspiele, Schwarze gegen Weiße auf dem Jahnplatz, sind Köstlichkeiten früheren Horchheimer Narrentreibens. So nahm es nicht Wunder, daß die stimmungsgewohnten Horchheimer sich bald nach den entbehrungsreichen Kriegsiahren wieder nach Narretei und Frohsinn sehnten.
Fröhlichkeit und Lebenslust bestehen seit eh und ie in Horchheim. Von Generation zu Generation vererbt sich die bei uns verbreitete gute Laune zum Festefeiern und zum Narrentum. Das Bestehen einer Vielzahl von Vereinen spricht für die Liebe zur Zusammengehörigkeit in froher Runde. Sicher hat der in frühester Zelt in Horchheim angebaute Rotwein die bis heute erhaltene Fröhlichkeit fortgepflanzt. Bis vor dem letzten Krieg ging die Geselligkeit in Horchheim, vornehmlich zur Fastnachtszeit, von verschiedenen Vereinen aus. In den damals 5 großen Sälen des Ortes: Alhambra‚ Kilian, Turnerheim, Ries und Gesellenhaus, herrschte an den Fastnachtstagen großes Maskentreiben. Umfragen bei alten Einwohnern ergaben, dass
wahrend der tollen Tage in vielen Großfamilien nur einmal in der Woche gekocht wurde. Es gab Bohnen- oder Linsensuppe im größten zur Verfügung stehenden Kochtopf, die dann täglich nur aufzuwärmen war. So brauchte man auf keine Stunde des Frohsinns zur Zubereitung des Mittagsmahls zu verzichten.
Eine damals noch erhaltene Horchheimer Karnevalszeitung von 1923 gibt Aufschluß über das vorherrschende Motto: „Allen wohl und niemand weh!“ Handgezeichnete Karikaturen „fleißiger Notstandsarbeiter zum Bau der Bächelnallee (Bächelstraße)“‚ denen der Schippenstiel durch den Kopf gewachsen ist, zeugen von Karnevalsthemen damaliger Zeit. (Vermutlich haben die Erdarbeiter damals schon zu lange Pausen gemacht.) Eine Programmgestaltung zum Rosenmontagszug – Abgang 11.11 Uhr von der dicken Eiche – war jedoch mehr Wunschdenken in der damaligen Arbeitslosenzeit. Die Zugeinteilung reichte nach der Phantasie des Verfassers vom „Mütterverein zu Pferd in lebhafter Unterhaltung“ bis zu „Arme Schieber und Inflationsgewinner“.
Nach den entbehrungsreichen Jahren des Zweiten Weltkrieges zeigten bereits im Frühiohr 1946 karnevalsbegeisterte Horchheimer, dass sie trotz der Kriegswirren und manchem ertragenen Leid den Humor nicht verloren hatten. Sie sehnten sich wieder nach Fröhlichkeit und Narretei. Trotz Verbots der Besatzungsmacht trafen sich Anhänger und Freunde des Turnvereins in der Scheune der Familie Bischoff in der Collgasse. Die dem Fußballklub nahestehenden Horchheimer kamen gruppenweise in der Gaststätte Ries und im Cafe Flory (Bunnes) zusammen. Mit der Trümmerbeseitigung wuchs mit dem Wiederaufbau auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger. Zur Fastnachtszeit 1947 fanden sich bereits im zerstörten Turnerheim und im von den Bomben verschont gebliebenen Keller unter der Bühne des Kolpinghauses lebenslustige Horchheimer Bürger bei guter Laune mit selbstgebranntem Schnaps und eingetauschtem Wein ein. Ausrangierte alte Zimmeröfen sorgten für Wärme. Jeder Teilnehmer hatte aus seinem mageren Hausbestand einige Briketts oder Kohlen mitzubringen. Nach und nach kehrten Väter und Söhne aus der Kriegsgefangenschaft heim‚ so dass sich die Schar der nach Frohsinn Durstenden ständig vergrösserte. Die Tauschgeschäfte blühten, und manches in einem Care-Paket aus Amerika eingetroffene Lot Bohnenkaffee erbrachte eine Flasche Rhein- oder Moselwein für die Fastnachtstage. Den damaligen „Ausschweifungen” waren durch die von der Besatzungsmacht angeordneten Sperrstunden bestimmte Grenzen gesetzt.
Einstige Anwesende in der verqualmten und notdürftig hergerichteten Gaststube des Turnerheims wissen zu berichten, dass in einer durchzechten Fastnachtsnacht nur mit großer Mühe ein Zusammenstoß mit einer bewaffneten französischen Wachmannschaft verhindert werden konnte.
Nach der Währungsreform 1948 entwickelte sich auch die Geselligkeit allmählich in geordnetere Bahnen. Anläßlich eines Fußballspiels auf dem Jahnplatz „Schwarze gegen Weiße“, das der FC Horchheim am Rosenmontag 1949 veranstaltete, kamen bei einer internen Toto-Wette, man höre, 30 DM ein!