Geschichte

Kurzportrait HCV

Gründung: 30. August 1952
Sitzung: 30. Januar 1953
Schlachtruf: „Ahle Hau!“
Mitgliederzahl: 155
 
Gruppierungen innerhalb des Vereins:
  • HCV-Ballett
    • Showtanz, Gardetanz, Polka:
      Leitung Karin Klinke (Kinder), Daniela Fondel (Jugendliche und Erwachsene)
    • Solomariechen: Maria Keßelheim
      Trainerin: Karin Klinke
  • Fußgruppe
  • Bühnenbild
Besondere Aktivitäten:
  • Mottositzungen (seit 1992)
  • Horchheimer Karnevalsumzug
  • Ahle-Hau-Kapp
Auszeichnungen:
  • Ehrenmitgliedschaft
  • Ehrennadel „Till“ (seit 1985)
  • Hoschemer-Käs-Plakette (seit 2000)

Vereinsgeschichte

  • Vorgeschichte:
    Die Lebenslustigkeit der Horchheimer Bürger vererbt sich von Generation zu Generation. Erinnern wir uns an die Zeit vor dem Kriege, wo in allen Sälen des Ortes an den Fastnachtstagen großes Maskentreiben herrschte. Stierkämpfe und Fußballspiele, Schwarze gegen Weiße auf dem Jahnplatz, sind Köstlichkeiten früheren Horchheimer Narrentreibens. So nahm es nicht Wunder, daß die stimmungsgewohnten Horchheimer sich bald nach den entbehrungsreichen Kriegsiahren wieder nach Narretei und Frohsinn sehnten.
    Fröhlichkeit und Lebenslust bestehen seit eh und ie in Horchheim. Von Generation zu Generation vererbt sich die bei uns verbreitete gute Laune zum Festefeiern und zum Narrentum. Das Bestehen einer Vielzahl von Vereinen spricht für die Liebe zur Zusammengehörigkeit in froher Runde. Sicher hat der in frühester Zelt in Horchheim angebaute Rotwein die bis heute erhaltene Fröhlichkeit fortgepflanzt. Bis vor dem letzten Krieg ging die Geselligkeit in Horchheim, vornehmlich zur Fastnachtszeit, von verschiedenen Vereinen aus. In den damals 5 großen Sälen des Ortes: Alhambra‚ Kilian, Turnerheim, Ries und Gesellenhaus, herrschte an den Fastnachtstagen großes Maskentreiben. Umfragen bei alten Einwohnern ergaben, dass
    wahrend der tollen Tage in vielen Großfamilien nur einmal in der Woche gekocht wurde. Es gab Bohnen- oder Linsensuppe im größten zur Verfügung stehenden Kochtopf, die dann täglich nur aufzuwärmen war. So brauchte man auf keine Stunde des Frohsinns zur Zubereitung des Mittagsmahls zu verzichten.
    Eine damals noch erhaltene Horchheimer Karnevalszeitung von 1923 gibt Aufschluß über das vorherrschende Motto: „Allen wohl und niemand weh!“ Handgezeichnete Karikaturen „fleißiger Notstandsarbeiter zum Bau der Bächelnallee (Bächelstraße)“‚ denen der Schippenstiel durch den Kopf gewachsen ist, zeugen von Karnevalsthemen damaliger Zeit. (Vermutlich haben die Erdarbeiter damals schon zu lange Pausen gemacht.) Eine Programmgestaltung zum Rosenmontagszug – Abgang 11.11 Uhr von der dicken Eiche – war jedoch mehr Wunschdenken in der damaligen Arbeitslosenzeit. Die Zugeinteilung reichte nach der Phantasie des Verfassers vom „Mütterverein zu Pferd in lebhafter Unterhaltung“ bis zu „Arme Schieber und Inflationsgewinner“.
    Nach den entbehrungsreichen Jahren des Zweiten Weltkrieges zeigten bereits im Frühiohr 1946 karnevalsbegeisterte Horchheimer, dass sie trotz der Kriegswirren und manchem ertragenen Leid den Humor nicht verloren hatten. Sie sehnten sich wieder nach Fröhlichkeit und Narretei. Trotz Verbots der Besatzungsmacht trafen sich Anhänger und Freunde des Turnvereins in der Scheune der Familie Bischoff in der Collgasse. Die dem Fußballklub nahestehenden Horchheimer kamen gruppenweise in der Gaststätte Ries und im Cafe Flory (Bunnes) zusammen. Mit der Trümmerbeseitigung wuchs mit dem Wiederaufbau auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger. Zur Fastnachtszeit 1947 fanden sich bereits im zerstörten Turnerheim und im von den Bomben verschont gebliebenen Keller unter der Bühne des Kolpinghauses lebenslustige Horchheimer Bürger bei guter Laune mit selbstgebranntem Schnaps und eingetauschtem Wein ein. Ausrangierte alte Zimmeröfen sorgten für Wärme. Jeder Teilnehmer hatte aus seinem mageren Hausbestand einige Briketts oder Kohlen mitzubringen. Nach und nach kehrten Väter und Söhne aus der Kriegsgefangenschaft heim‚ so dass sich die Schar der nach Frohsinn Durstenden ständig vergrösserte. Die Tauschgeschäfte blühten, und manches in einem Care-Paket aus Amerika eingetroffene Lot Bohnenkaffee erbrachte eine Flasche Rhein- oder Moselwein für die Fastnachtstage. Den damaligen „Ausschweifungen” waren durch die von der Besatzungsmacht angeordneten Sperrstunden bestimmte Grenzen gesetzt.
    Einstige Anwesende in der verqualmten und notdürftig hergerichteten Gaststube des Turnerheims wissen zu berichten, dass in einer durchzechten Fastnachtsnacht nur mit großer Mühe ein Zusammenstoß mit einer bewaffneten französischen Wachmannschaft verhindert werden konnte.
    Nach der Währungsreform 1948 entwickelte sich auch die Geselligkeit allmählich in geordnetere Bahnen. Anläßlich eines Fußballspiels auf dem Jahnplatz „Schwarze gegen Weiße“, das der FC Horchheim am Rosenmontag 1949 veranstaltete, kamen bei einer internen Toto-Wette, man höre, 30 DM ein!
  • 1952 – 1963:
    Aus kleinen Anfängen heraus entwickelte sich bei vielen Horchheimer Karnevalsfreunden der Wunsch nach einem eigenen Karnevalsverein. lm August 1952 versammelte der Kaufmann Klaus Stein in der Gaststätte Ries interessierte Horchheimer Bürger um sich. Es kam zur Gründung des Horchheimer Carneval-Vereins Rot-Weiß (H.C.V.) . lm gleichen Jahr hatte sich in Horchheim eine Möhnenschar gebildet, die in den HCV integrierte. Aus der Gründungsversammlung ging folgender Vorstand hervor:
    1. Vorsitzender: Hanny Lahnstein
    2. Vorsitzender: Klaus Stein
    Geschäftsführer und Präsident des Elferrates: Hans Kalkofen
    Organisationsleiter: Fritz Rees.
    lm Laufe des Jahres nahm Franz Meurer das Amt des Geschäftsführers an.
    Unter der erfahrenen Leitung des Sitzungspräsidenten Hans Kalkofen veranstaltete der HCV in der Karnevalssession 1953 gutbesuchte Kappensitzungen Im Turnerheim. Damals steckte das Massenmedium Fernsehen noch in den Kinderschuhen. Das närrische Horchheimer Publikum nahm regen Anteil am Karnevalsgeschehen des HCV. Die ersten beiden Kappensitzungen 1953 mußten wegen des enormen Zuspruchs wiederholt werden. Sogar der Rosenmontag, an dem sonstwo der Karneval ausschließlich „auf der Straße“ abläuft, eignete sich in Horchheim zum Abhalten von Kappensitzungen. Vornehmlich die „große Fremdensitzung”, auf der eine Vielzahl von Büttenrednern befreundeter Vereine auftrat, wurde auf den Rosenmontag gelegt. Präsident Kalkofen nahm bereits im ersten Jahr des Bestehens Fühlung auf mit allen größeren Koblenzer Karnevalsvereinen.
    Horchheimer Möhnen fuhren 1953 in ihren blauen Karnevalsroben zur Schlüsselübergabe an den Prinzen ins Rathaus nach Koblenz. Besondere Verdienste bei den Karnevalserfolgen der Möhnen erwarb sich der Organisationsleiter Fritz Rees. Er erhielt in diesen Tagen den Titel des Möhnerichs. In den Jahren 1954 bis 1956 jubelten die bei originellen Rosenmontagszügen, die von der Möhnenburg „Dörrstein“ in der Heddesdorffstraße ausgingen. Obermöhn Nettchen Dörr und Vizemöhn Julchen Rech wetteiferten in vielbeachteten Büttenvorträgen um die Gunst der Zuhörer. Die Horchheimer Möhnenschar war von nun an eine der stärksten Stützen des Vereins.
    Stolze Leistungen verbrachten das bis heute erhaltene und 1955 ins Leben gerufene Ballett und das unter Leitung von Ludwig Heß stehende Doppelquartett.
    Der Idealismus kannte keine Grenzen. Rosenmontagswagen und Bühnenaufbau für den Elferrat entstanden in der Werkstatt des 1. Vorsitzenden Hanny Lahnstein. Hier wunden sogar, in Ermangelung kostspieligen Metalls, die Orden, ja sogar die Kerzenleuchter für den Elferratstisch aus Holz gesägt. Die Phantasie für immer neue Bühnenentwürfe, von großen gebronzten Lettern bis zu reflektierenden Splegelwürfeln, hatte freien Lauf. Die Zeit, in der die Horchheimer den durch den Krieg lange entbehrten Frohsinn nachholten, wird den damals aktiven Karnevalisten immer in Erinnerung
    bleiben. Als Rechtfertigung für die sich oft bis in die frühen Morgenstunden ausdehnenden feuchtfröhlichen Vorbereitungen galt, der wartenden Gattin gegenüber der Ausspruch: „Anständige Leute gehen im Hellen heim.“
    Für die Karnevalssession 1957 kam Hans Kalkofen auf den Gedanken, ein von der Horchheimer Geschäftswelt durch Aufgabe von Inseraten unterstütztes Programm- und Liederheft herauszugeben. Dieses Heft erscheint seither Jahr für Jahr als „Karnevalsheft des HCV“ und später als „HCV-Sessionsheft“. Karneval 1957 gestaltete sich für den HCV zum Erfolgsjahr. Fünf gut besuchte Sitzungen und ein großer Maskenball gingen uber die Horchheimer Karnevalsbühne. Obermöhne war 1957 Frau Tilly Rees, die die aus Gesundheitsgründen zurückgetretene Frau Nettchen Dörr ablöste.
    Hans Kalkofen, der schlagfertige und durch sein durchdringendes Lachen so manchem jungen Büttenredner aus der „Verlegenheit“  helfende Sitzungspräsident, konnte bis 1958 jedes Jahr bis zu 6 gutbesuchte Kappensitzungen leiten. Damals lachten die Horchheimer noch über den verulkten Lokalkolorismus, der heutzutage in dieser Art gar nicht mehr zu überschauen ist.
    Die Möhnen veranstalteten am Schwerdonnerstag im Kolpinghaus, mit eigenem Elferrat, zusätzliche Kappensitzungen. Die Besucher des vollbesetzten Saales erlebten den Sitzungspräsidenten „Hannes“, der sich, der Weiblichkeit anpassend, In rotkarriertem Rock präsentierte. Aus dieser Zeit stammen viele Einzelanekdoten über die aktiven Teilnehmerinnen, die vom „Sprung aus dem Fenster“ bis zur „Heimfahrt nicht mehr gehfähiger Möhnen mit dem Schubkarren“ überliefert sind. Als großer Freund des Horchheimer Karnevals galt Prälat Jupp Schneider, der jedes Jahr auf mindestens einer Sitzung des HCV vertreten war. Die Horchheimer warteten geradezu auf seinen „Auftritt“, bei dem er seine, mit reichlichem Witz
    versehenen Jugenderlebnisse zum besten gab. Mancher ältere Einwohner erinnerte sich dabei an das in früherer Zeit von der Landwirtschaft geprägte Horchheim‚ wenn er vom Heumachen am Schafstall erzählte, bei dem die Bauern an einem Freitag vom Gewitter überrascht wurden und nur deshalb  Angst vor dem Blitz hatten, weil einer von ihnen „nur ein bisschen Wurst” aß. Pralat „Jupp“ verhehlte auch nicht, dass er doch ein „Schneider“ sei, wenn er durch die Lobrede des Lobrede des Präsidenten allzulange auf den Ehrentrunk warten musste.
    Großen Beitrag zum Erfolg der Sitzungen leisteten Peter und Jule Ley, Aktive des HCV. Mit spitzer Zunge konnte auch Simon Breitbach als „Sexbombe“ gesammelte Horchheimer Begebenheiten schildern. Unvergessen über die Grenzen von Koblenz hinaus bleiben die Auftritte eines Karl Wörsdorfer als „Itzeblitz“, eines Werner Wiemers als „Andun“und eines Ernst Geißler als „Närrischer Politiker“. Mit diesen erfolgreichen Karnevalisten, von befreundeten Stimmungskanonen wie Hans Rittel, Toni Dillmann und vor allem Köwes Goldberg als „Neulich“, dessen unerschöpfliche „Lebensweisheiten“ beim närrischen Publikum wahre Lachsalven hervorriefen, unterstützt, rückte der HCV in den Vordergrund des Koblenzer Karnevalgeschehens. Zu den schönsten Erinnerungen des HCV zählen die Vorträge des unvergessenen Koblenzer Ex-Prinzen und Volkskomikers Jupp Dommermuth, dem wir an dieser Stelle ein herzliches Gedenken widmen wollen.
    „Ons brauch mer net ze ketzele, mIr lache och esu“, das war der Leitspruch des als Horchheimer Original auftretenden Schreinermeisters Johann Seyl. Manchen Stachel in die hohe Politik stach mit perfektem Reim Ernst Geisler. Toni Dillmann, Urnarr aus dem .‚Dahl‘,
    zog in Horchheim alle Register seines Könnens. Und wenn dann Karl Wörsdörfer als „Oberst Itzeblitz“ nach seinen kurzgezielten und stechenden Pointen mit blankem Degen im Stechschritt vor dem Elferrat defilierte, kannte die Begeisterung für eine große karnevalistische Leistung keine Grenzen. Nach der Devise „Lachen ist gesund“, gab Möhnenmutter Bäbbchen Körber bis ins hohe Alter von 78 Jahren Jahr für Jahr ihr Debüt in der Bütt. Besonderen Beifall fanden auch die Darbietungen der aktiven Möhnengruppe unter der Regie von Ernst Müller. Heimweh nach seiner
    Kölner Heimat bekam der dem Horchheimer Karneval sehr zugetane Professor und damalige Justizminister Adolf Süsterhenn, wenn ihm zu Ehren Ernst Geisler den Refrain sang „Ich mööch zo Fooss noh Kölle jonn.“
    Dass derjenige, der sich einst dem Karneval verschrieb, so schnell nicht wieder davon Ioskommt, beweisen die damaligen Auftritte der späteren Sitzungspräsidenten Werner Wiemers in der Maske des „Andun”, Herbert Heil als „Protokollarius“ und Herbert Weimert als „Määnzer“.
    Im Jahre 1958 stand ein Programm, in dem unser Doppelquartett, unter Leitung von Ludwig Heß und unser Ballett, eingeübt von Ballettmeisterin Frau Ruth Stützer-Reinhardt, sich die ersten großen Lorbeeren um den HCV erwarben, Als besonders originell soll hier auch der Auftritt unserer Möhnen, unter Regie von Ernst Müller, gewürdigt werden. Von Ende Januar bis Mitte Februar veranstaltete der HCV, unter tatkräftigem Einsatz aller Aktiven, 4 Sitzungen. „Einmal im Jahr vergeß‘ ich meine Sorgen“, ein Schlager von Öwes Goldberg, klingt uns erinnernd in den Ohren. Das Amt der Obermöhn hatte 1958 Helene Otten Inne.
    Nach der Karneval-Session 1958 beschIoss der Vorstand, den Verein in das Vereinsregister gerichtlich eintragen zu lassen. Nach ausgearbeiteter und genehmigter neuer Satzung konnte der HCV von 1959 an die Bezeichnung „e.V.“ tragen.
    Der Ausklang des Jahres 1958 brachte fur den HCV den schmerzlichen Verlust seines beliebten Präsidenten Hans Kalkofen. Sein Hinscheiden hinterließ in unseren Reihen eine schwer zu schließende Lücke. Die Arbeit für 1959 stand unmittelbar bevor. Es galt, das von unserem verstorbenen Präsidenten begonnene Werk fortzusetzen. In einer Vorstandsitzung‚ im Dezember 1958‚ erhielt Werner Wiemers die meisten Stimmen der Wahl zum neuen Präsidenten und stand vor der fast uniösbaren Aufgabe, dem HCV das
    unter semem Präsidenten Kalkofen erworbene Ansehen zu erhalten. Ein einmaliges Programm wartete zum Start in die Session; beginnend mit der großen Eröffnungssitzung am 25. Januar 1959 im Turnerheim. Das närrische Publikum nahm den neuen Präsidenten, unterstützt von allen Aktiven, stürmisch auf, wie überhaupt die ganze erste Sitzung einen ungeahnt guten Erfolg hatte. Der neue Präsident meisterte sein Amt vortrefflich, so dass man über den Verlauf der Eröffnungssitzung, der folgenden Prunksitzung und der großen Fremdensitzung überaus zufrieden sein kannte. Ballett und Doppelquartett fanden durch Vorträge in gekannter Manier besonderen Ankiang. Die Möhnen wählten 1959 aus ihren Reihen die äußerst rührige, und dem Vereinsgeschehen besonders zugetane Frau Gretei Lahnstein zu ihrer Obermöhne.
    Wegen der Zugehörigkeit von Werner Wiemers zum Elferrat der Karnevalsgesellschaft (Funken) Rot-Weiß Koblenz knüpfte der HCV bald enge freundschaftliche Bande zu diesem großen Bruderverein. Hervorragende Büttenredner wie Alfred Ries, Karl Rosenbaum, Hans Nievenheim und vor allem Heinz Grindel, unterstützten den HCV von nun an bei den Fremdensitzungen. Die Gastredner in der Bütt merkten bald an ihren Erfolgen, dass sie In Horchheim ein äußerst dankbares Narrenpublikum vor sich hatten. Die Sitzungen dehnten sich aus bis spät in die Nacht, ohne an Niveau nachzulassen.
    Von 1960 – 1962 vervollkommnete der HCV seine im ganzen Umkreis einmalige karnevalistische Sitzungsgestaltung. Trotz abendfüllender Fernsehsendungen erlebten wir in diesen Jahren sehr gut besuchte Sitzungen. Der HCV, unter seinem allseits geschätzten Vorsitzenden Hanni Lahnstein, gewann Freunde und Gönner in allen Bevölkerungsschichten. Der kommunalen Haltung und Pflege ortsgebundener Urwüchsigkeit des
    Präsidenten Werner Wiemers entspricht die Einführung des karnevalistischen Schlachtrufes „Ahle Hau!“, der an den gleichnamigen Distrikt im Horchheimer Wald erinnert.
    Ein großer Verlust für den Horchheimer Karneval war der Heimgang des beliebten und tatkräftigen 1. Vorsitzenden Hanny Lahnstein im April 1962.
    Die Wahl des vereinserfahrenen Geschäftsführers Fritz Rees zum 1. Vorsitzenden im Mai 1962 entsprach dem Wunsch aller Aktiven. Mit ihm gilt es nun, die kommende Karnevalsession zu bestehen und weiteren Ruhm an die Fahnen des HCV zu heften, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, rheinisches Brauchtum zu pflegen und seinen Bürgern und Gästen echten Volkskarneval zu spenden.
    (Herbert Heil, Sessionshefte 1963/1974)

     HCV Gründungsvorstand 1952  Köwes Goldberg  Vorsitzender, Obermöhn und Möhnen  HCV-Sitzung 1953  HCV-Ballett
  • 1963 – 1974:
    Für die Karneval-Session 1963 hatte sich der HCV viel vorgenommen, denn in der Session 1963 feierte der HCV sein 11iähriges Bestehen. Das für jeden Narren denkwürdige Ereignis sollte festlich begangen werden. Im Jubiläumsjahr setzte sich der geschäftsführende Vorstand aus nachstehenden Karnevalisten zusammen:
    Vorsitzender: Fritz Rees
    Geschäftsführer: Herbert Heil
    Sitzungspräsident: Werner Wiemers
    Schatzmeister: Franz Meurer
    Für den Präsidenten werner Wiemers, den Vorsitzenden Fritz Rees, Geschäftsführer Herbert Heil und den Schatzmeister Franz Meurer war das Jahr 1963 angefüllt mit Arbeit und karnevalistischer Tätigkeit zur Gestaltung der Jubiläumssitzung. Diese fand am Sonntag, dem 3. Februar 1963 im Saal des Turnerheims statt. Zur Gratulationscour hatte der HCV am gleichen Tage morgens zu einem Umtrunk eingeladen. Neben den Gratulanten sämtlicher Ortsvereine waren von allen befreundeten Karnevalsvereinen Abordnungen erschienen. Die Stadt Koblenz gratulierte ebenfalls durch eine Abordnung des Herrn Oberbürgermeisters. Die große Jubiläumssitzung und die am 16. Februar 1963 folgende Fremdensitzung waren gut besucht und für den HCV einmalige Erfolge. Ballett und Doppelquartett gaben ihr Debüt auf unserer Bühne, um bei den großen Stadtvereinen ihre Beliebtheit weiter auszudehnen. Zum Rosenmontagszug der Stadt Koblenz entsandte der HCV einen originellen Wagen mIt dem „100 000. Bürger“, eine Dokumentation auf die durch die Geburt eInes Horchheimer Jungen erreichte Einwohnerzahl zur Großstadt. Der Horchheimer Ortsring hatte am Erstehen des groß zur Geltung kommenden Karnevalswagens wesentlichen Anteil.
    So erfolgreich das Vereinsiahr 1963 für den HCV war, so endete es doch mit einem wehmütigen Akzent. Der nun fünf Jahre im Amt befindliche Präsident Werner Wiemers  trat wegen erheblicher anderweitiger Verpflichtungen zurück. Der Geschäftsführer und Protokollarius Herbert Heil übernahm daraufhin dieses hohe Amt. Aus der Jahreshauptversammlung 1964 ging ein verjüngter Vorstand hervor. Es wurden gewählt
    Vorsitzender: Hans-Gerd „Dick“ Melters
    Schatzmeister: Günther Davids
    Geschäftsführer: Herwig Merkelbach
    Es begann eine Zeit, in der der HCV trotz des großen Unterhaltungsangebots im Fernsehen jedes Jahr noch zwei gutbesuchte Sitzungen starten konnte. Gestaltung und Aufwand erforderten immer mehr Routine und Geschick, um nicht neben den Karnevalssendungen auf der Mattscheibe zu verblassen. Die Sitzungen fielen auf den 18. Januar und den 1. Februar 1964. In beiden Veranstaltungen zeigte es sich, dass das närrische Publikum den neuen Präsidenten stürmisch aufnahm. Der harmonische Verlauf war somit gesichert. Man konnte von einer gelungenen Kampagne sprechen, die den Erfolgen der vorangegangenen Jahre in nichts nachließ. Unvergessen bleibt der Ietztmalige Auftritt unserer Altersmöhnengruppe als Negervolk, einstudiert von Ernst Müller.
    Den alten Horchheimer Brauch der Faustkäse-Herstellung machte sich der HCV In der Session 1965 zunutze. Jeder Redner erhielt neben dem Orden einen vom Vorsitzenden Dick Melters persönlich fabrizierten und reizend verpackten „Hoschemer Kös“. Prinz Rudi I. von der Grißen Koblenzer Karnevalsgesellschaft war auch Empfänger dieser Horchheimer kostbarkeit. Wie er später berichtete, wusste er auf seiner weiteren Reise das „volle Aroma“ in seinem Wagen zu würdigen.
    Die Ansicht setze sich durch, wenn schin Hoschemer Käs, dann sollte auch der Elferrat symbolisch in den althergebrachten und zum Reifen des Köses notwendigen Steintöpfen sitzen. Karl Heinz Käfer, Aktiver des HCV, gestaltete für die Session 1966 erstmals die Bühne mit den bekannten Attrappen der großen Töpfe. Auf einstimmigen Beschluss tauschte der Elferrat gleichzeitig seine gewohnte schwarze Robe gegen weinrote Jackets mit schwarzem Revers, womit der Chrinist keinesfalls sagen möchte, dass dadurch etwa die Vornehmheit des Elferrats eingebüsst worden sei.
    Bekannt für originelle Einfälle, und zur gleichzeitigen Pose für ein Werbebild in der Rhein-Zeitung, eröffnete der HCV die Session 1967 im Walddistrikt „Ahle Hau“. Elferrat, Ballett und Möhnen brachten mit Revierförster Diesler im hohen Schnee weithin schallend ihren gleichlautenden Schlachtruf aus. Treffend formulierte dann auch Präsident Heil seinen Reim, scherzhaft auf das Verscheuchen einiger Rehe eingehend: „Es sind zwar keine Sauen hier, doch dafür wir.“
    Die im gleichen Jahr von Ernst Müller eigens und meisterhaft hergestellten großen Holzorden sollten hintergründig die alljährlichen enormen Ausgaben für die üblichen Karnevalsorden herausstellen. Erinnern wir uns an die Fremdensitzungen im Turnerheim, in denen um 2 Uhr nachts noch die Grundmauern des Saales von Lachsalven und Raketen erzitterten, wenn Heinz Grindel in seiner unnachahmlichen Art als letzter Redner aufwartete und das Doppelquartett unter Beteiligung aller Narren den Schlussakkord setzte. Zeitungskritiken lobten die gelungenen Sitzungen, Witz und Schlagfertigkeit des Präsidenten Herbert Heil und seinen Elferrat, die Idealisten für den Fortbestand des rheinischen Brauchtums. Großer Beliebtheit erfreute sich immer das HCV-Ballett, das jetzt ganzjährig probte und viele Karnevalsveranstaltungen im weiten Umkreis durch seine Tänze begeisterte. Die Zahl der beim HCV erfolgreich auftretender Karnevalisten vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. Dieter Siefahrt von der „Großen“ startete als „Doof‘ Tulp'“ manchen Angriff auf die Lachmuskeln der Horchheimer. „Der Schängel mit der Lupe“ – Bobby Vliegen – von der KG Kowelenzer Schängelcher, verstand es schon manches Mal, in gekonnter Manier Missstände in unserer Vaterstadt aufs Korn zu nehmen. Große Erfolge errang in jeder Session Ernst Rech mit seinen abwechslungsreichen und mit tosendem Beifall honorierten Vorträgen. Auch die Präsidentin der Möhnen der „Iwwerfiehrten“, Anneliese Krämer, die Confluentia des Jahres 1969, brachte mit ihrer Mutter im Zwiegespräch manches „Gedääns on Gewerjel“ zu Gehör.
    Unter Anteilnahme der ganzen Bevölkerrung spielte der Elferrat des HCV am Fastnachtssonntag 1969 auf dem Sportplatz Mendelssohnpark bei dichtem Schneetreiben gegen eine Fussballmannschaft der „Fans vom Horchheimer Eck“. Die mit dem „großen Sportereignis“ verbundene Geldsammlung erbrachte einen Reinerlös von über 500 DM für die Aktion Sorgenkind. Beim Rosenmontagszug 1969 glänzte der HCV mit einem großen Wagen, auf dem der Hoschemer Käs (Elferrat und Ballett) wiederum seine Würze an Ausgelassenheit und Frohsinn verbreitete.
    Ab Oktober des gleichen Jahres legte der HCV die Geschicke des Vereins in die Hände des neuen 1. Vorsitzenden Peter Göbel.
    Sitzungspräsident Herbert Heil war von 1964 bis 1970 im Amt und hat den Karneval in Horchheim in diesen 7 Jahren immer wieder zu Geltung und Ansehen gebracht.
    Die Sitzungen der Session 1971 leitete der inzwischen zum Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval gewählte Expräsident des HCV, Werner Wiemers.
    Folgender Vorstand bestand seit der Wahl am 5. November 1971:
    1. Vorsitzender: Ernst Geisler
    2. Vorsitzender: Herwi Merkelbach
    Sitzungspräsident: Hebert Weimert
    Geschäftsführer: Christian Pretz
    Schatzmeister: Kurt Reim
    Schriftführerin: lrmgard Reim
    Obermöhn: Gretel Lahnstein
    Seit der Session 1972 steht der durch seine Büttenreden als „Schambes“ bekannte Herbert Weimert an der Spitze des Elferrates. Er schwingt nun als Sitzungspräsident das Zepter der Narretei.
    Wer durch seine Teilnahme an den Sitzungen des HCV seinen Hang zum Karneval bekundet, wird bereits nach dem Protokoll von Jupp Zehe merken, daß ein Karnevalist mit versteckter Ironie und gezieltem Spott Kritik an der verbesserungswurdigen Umwelt üben kann.
    Ohne Idealismus wäre dem Karneval bald ein Ende gesetzt.
    Das wissen die Mädels des Balletts mit ihrem Solisten und Betreuer Karl Heinz Bischoff, wenn sie das ganze Jahr unter Leitung von Ballettmeister Goese ihre Tänze einstudieren. Den gleichen Gedanken haben auch die Männer der Freiwilligen Feuerwehr, die mit ihrem Männerballett einen vielbeklatschten Kontrast in der „Tanzkunst“ darstellen. Nicht anders denken auch die Möhnen, Jungen und Mädels der TuS Horchheim bei ihren vielen Proben für einen Auftritt auf der Bühne des HCV.  Seit seiner Gründung steht auf der Fahne des HCV: Anständigkeit, Sauberkeit und Ehre.
    (Herbert Heil, Sessionshefte 1968/1974)
  • 1974 – 1985:
    Leichte Krise beim HCV – 1975 kommen zum 11.11. gerade noch 70 Personen, der Erlös reicht nicht, um die Musik zu bezahlen. Ab 1976 beginnt eine großartige Wagenbau-Ära beim HCV, bei der der HCV in drei aufeinander folgenden Jahren (1976, 1977, 1978) und 1980 den ersten Preis beim Rosenmontagszug erringen kann. Hans-Gerd „Dick“ Melters wird Sitzungspräsident des HCV und prägt fortan die Veranstaltungen des Vereins. Ab 1979 veranstaltet der HCV einen Karnevalsumzug durch Horchheim. Karl-Heinz Bischoff wird 1982 1. Vorsitzender des HCV und bleibt es bis 2016.
    1985 stellt der HCV zum ersten und einzigen Mal das Koblenzer Tollitätenpaar mit Prinz Bernd (Poth) vom Hoschemer Käs und Confluentia Michaele (Wirtz).
  • 1985 – 1996:
    1987 heißt es Abschied nehmen vom geliebten Turnerheim, ab sofort werden die Sitzungen im Soldatenheim (Haus Horchheimer Höhe) stattfinden.
    Der Schwung aus der Prinzensession wird umgesetzt und ab 1992 veranstaltet der HCV Mottositzungen und verzichtet dabei auf einen Elferrat auf der Bühne, sondern präsentiert ein lebendiges Bühnenbild. Die erste Mottositzung hat das Thema „Bauernhochzeit á la Peter Breughel“ und ist ein großer Erfolg.
    Mit der Trainerin Karin Klinke entwickelt sich das HCV-Ballett stark weiter und ist auf allen Koblenzer Bühnen erfolgreich im Einsatz.
  • 1996 – 2007:
    Die Möhnen verlassen den HCV 1997 um einen eigenen Verein zu gründen. In der Folge wird Karl-Heinz Bischoff Obermöhn des HCV, die seither einzige männliche Obermöhn im Koblenzer Karneval.
    Der HCV verliert 1998 sein Vereinsheim in der Kirchstraße und zieht in Räumlichkeiten hinter der Horchheimer Stadtgrenze nach Lahnstein auf dem Gelände von Karl-Heinz Bischoff.
    Mit der Session 1998 beginnt der HCV besondere Orden zu verleihen: der jeweilige Sessionsorden wird aus Keramik handgefertigt und kann übers Jahr als Flaschenverschluss benutzt werden. Damit legt der HCV einen der begehrtesten Orden im Koblenzer Karneval auf. Gleichzeitig werden Sessionspins aufgelegt, die sich ebenfalls am Sessionsmotto orientieren.
    Im Jahr 2000 wird erstmals die Hoschemer-Käs-Plakette an hochverdiente Mitglieder verliehen, die höchste Ehrung des HCV.
    2001 übernehmen Hubi Braun und Christoph Poth als Lukas, der Lokomotivführer und Jim Knopf das Präsidentenamt und führen in der Folgezeit die Motto­­­sitzungen als Präsidentenduo zu immer neuen Höhepunkten.
    2006 feiert das HCV-Ballett, das in dieser Phase erfolgreich bei nationalen und europäischen Turnieren mittanzt, das fünfzigjährige Bestehen.
  • 2007 – 2018:
    Die Fußgruppe erstarkt und präsentiert in jeder Session kreative, handgefertigte Kostüme passend zum Sessionsmotto. Der Lohn sind unter anderem Platzierungen bei den Karnevalsumzügen in Koblenz und Lahnstein.
    Die Umsetzung der Mottositzungen werden immer professioneller, für einige wurden sogar Eröffnungsfilme gedreht, die das Publikum ins Motto einführen und jedes Mal ein riesiger Erfolg sind. Neben Talenten aus den eigenen Reihen treten einige der besten Redner aus benachbarten und befreundeten Vereinen immer wieder gerne vor Horchheimer Publikum auf, was beim HCV mittlerweile eine gute Tradition hat.
    2014 wird Elke Bischoff für ihr Wirken im Hintergrund des HCV-Balletts mit dem Stern von Koblenz ausgezeichnet, 2017 folgt Karl-Heinz Bischoff für sein karnevalistisches Lebenswerk.
    Der HCV veranstaltet 2015 erstmals den Ahle-Hau-Kapp als Minigolfturnier für AKK-Vereine, das seitdem jährlich ausgetragen wird.
    2016 tritt Karl-Heinz Bischoff als 1. Vorsitzender des HCV nach 34 Jahren zurück und wird zum Ehrenpräsidenten ernannt. Nachfolger wird Andreas Münch.
    Ab der Session 2017 ist Hubi Braun alleiniger Sitzungspräsident des HCV.

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